Von Meeresschildkröten und Schokolade
28 03 2011Nachdem uns Alausi so enttäuscht hat, hieß es für uns „Auf zur Küste“. Also ab zum Busterminal in Richtung Guayaquil, wo wir dann umsteigen in Richtung Puerto Lopez. Den Bus zu finden kann sehr einfach sein. Die Mitarbeiter der einzelnen Busunternehmen schreien immer lauthals die jeweilige Destination der Busse in die Menge. Dann heißt es immer „GUAYAQUIL, GUAYAQUIL, GUAYAQUIL“ oder eben „RIOBAMBA, RIOBAMBA, RIOBAMBA“. Wie gewohnt laufen unsere Bustransfers immer wie geschmiert. 4h dauert die Busfahrt bis Guayaquil und führt uns komplett durch die Anden. Wirklich beeindruckend dieses Panorama. Wir fahren mit dem Bus in Höhen von über 4000m über NN und sind fast allein im Bus. Wir fahren hunderte Kilometer durch das Gebirge und sehen nur vereinzelt mal Häuser mit Menschen, die diese typischen Filzhüte mit Federn tragen und immer etwas auf dem Rücken zu transportieren scheinen, eingewickelt in ein Tuch – sei es ein Kind oder der Ernteertrag des Tages. Wir haben schönes Wetter, das sich nur für Minuten mit Nebel abwechselt. Nach der scheinbar unberührten Natur folgen irgendwann Kakao- und Bananenplantagen. Später fahren wir nur noch an gewaltigen Bananenplantagen vorbei – da erkennt man auch, dass Ecuador der größte Bananenexporteur der Welt ist.
In Guayaquil angekommen, stehen wir erstmal in einem riesigen Busterminal mit 3 Etagen und insgesamt über 120 einzelne Abfahrten, ähnlich wie Bahnhofsgleise. Aber trotz der Größe haben wir mal wieder alles super gefunden und sind mal wieder super durchgekommen. Vorbei ging es an einem riesigen Favela ohne richtige Straßen dafür aber mit unzähligen Wellblechhütten. Bergeweise Müll liegt am Straßenrand und der Fahrer hält alle paar Meter, damit die Straßenverkäufer im Bus ihre Waren anpreisen können. Meistens handelt es sich dabei um Getränke, Nüsse oder so ziemlich allem, was man aus Bananen herstellen kann (Chips, Brot, Banane gegrillt).
Zwar läuft alles wie am Schnürchen, trotzdem zweifeln wir, dass wir noch rechtzeitig in Puerto Lopez ankommen und ein Hostel finden, geschweige denn die Tour zur Isla de la Plata buchen können. Wir versuchen es aber trotzdem und kommen im Dunkeln in der kleinen Stadt an der Ruta del Sul an. Etwas erschöpft und genervt schicken wir wie immer die ersten Taxifahrer weg, da wir ja selber nicht wissen, wo wir hinmöchten. Da steht plötzlich Eduardo vor uns und scheint uns was andrehen zu wollen. Nach einigem Hin- und her lassen wir uns auf ihn ein und binnen 30 Minuten haben wir ein Hostel, das Eduardo für uns noch runterhandelt, einen Geldautomaten (es gibt nur einen in Puerto Lopez) und eine Tour zur Isla de la Plata für viel weniger als wir ursprünglich dachten … gespenstisch, dieses Glück. Eduardo arbeitet übrigens für die Stadt und hilft genau solchen Touristen wie uns 🙂 … völlig entspannt und glücklich sitzen wir in einem der zahlreichen Strandkneipen, trinken etwas und erfreuen uns unseres Glückes.
Am nächsten Tag stand also nun die Isla de la Plata an. Zuerst jedoch frühstückten wir am Strand bei schönstem Sommerwetter. Wir teilen uns den Morgen mit Pelikanen, Fregattvögeln und dem Pazifik … fühlt sich gut an! 🙂
Zusammen mit circa 10 anderen Leuten begeben wir uns in Richtung Fischerstrand, der belagert wird von Unmengen Fregattvögeln, die sich über die Reste des Fischererstrags hermachen. Diese Vögel sehen aufgrund ihrer Flügelform und ihrer enormen Größen ziemlich aggressiv aus und man fühlt sich schon wie in Hitchcocks „Die Vögel“ bei diesem verdunkeltem Himmel.
Auf dem Boot und der Insel lernen wir Moritz aus Münster kennen, der seine Semesterferien in Ecuador verbringt und etwas Abstand von seinem Studium in Teneriffa sucht 😀 Er kann uns immer die Erklärungen des Guides übersetzen, die wir nicht verstehen. Allerdings können wir mittlerweile bestimmt mehr als die Hälfte verstehen (wenn etwas langsamer gesprochen wird). Die Isla de la Plata ist bekannt für ihre Blaufußtölpel, die im Englischen übrigens lustigerweise Boobies heißen … an Land tragen sie den Namen „Tölpel“ übrigens zurecht. Ansonsten gab es auf der Insel zu dieser Zeit nicht viel mehr zu sehen. Die Seelöwen bevölkern zur Zeit andere Gefilde und die Albatrosse sind auch ausgeflogen. Die Insel selbst ist wahnsinnig trocken und schon fas etwas feindseelig. Schlauerweise haben wir mal wieder unsere Wasserflaschen vergessen und waren somit auf die winzigen Plastebecher angewiesen, die zu Beginn der Tour verteilt wurden. Und Wasser war an diesem Tag neben Sonnencreme das Wichtigste. Extreme Hitze und die Trockenheit haben unseren Marsch über die Insel schon beeinträchtigt. Interessant waren aber die Kämpfe zwischen den Tölpeln und den Fregattvögeln. Da der Fregattvogel selbst nicht oder nur schlecht Fische jagen kann, muss er um die Beute der Tölpel kämpfen. Wenn ein Tölpel einen Fisch gefangen und verschluckt hat, zwingt der Fregattvogel seinen Gegner in der Luft, den Fang wieder hochzuwürgen und damit freizugeben. Arme Tölpel.
Zum Schluss der Tour wollten wir noch vor der Insel schnorcheln gehen – und wer begrüßt uns da ganz unverhofft? Zwei Meeresschildkröten, die sich direkt neben unserem Boot aufhalten. Wir können es gar nicht fassen und knipsen wie wild drauf los.
Martin hält es nun nicht mehr auf den Sitzen und er springt samt Unterwasserkamera und Tunnelblick ins Wasser. Leider waren die Tortugas da schon am Verschwinden. Schade eigentlich. Doch wir schnorcheln weiter vor der Küste Ecuadors und sehen noch einige farbenfrohe Fischen und Korallen.
Auf der Tour haben wir dann auch noch Scott aus den USA kennengelernt, der 2 Monate in Quito gearbeitet hat und eigentlich Basketballprofi ist. Er hat schon in der Mexikanischen Liga, in der 2. Bundesliga und in der ABA in den USA gespielt … ziemlich cool. Mit ihm und Moritz haben wir noch den Abend in einer Strandkneipe ausklingen lassen. Scott hat etwas von einer Organic Farm bei Canoa, ebenfalls an der Küste, erzählt. Das klang dann so gut, dass wir die nächsten Tage mit ihm herumgereist sind.
Die Fahrt nach Canoa hat etwas länger gedauert als geplant und die Tour zur Farm somit ins Wasser gefallen ist, was uns etwas geärgert hat, da wir die Zeit so effizient wie möglich verbringen wollten. Aber eigentlich ist das auch nicht so schlimm. So konnten wir mal die Wellen des Pazifiks am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Der ganze Tag war dann doch so lässig und entspannt, dass wir uns nicht wirklich geärgert haben. Nach einer Runde Tischtennis und ein Paar Bier, haben wir uns dann in einer Sportsbar noch einige College Basketball-Spiele angeschaut … Ohio gegen Kentucky ging ganz schön ab! Während dieser Zeit war Scott kaum ansprechbar 🙂 Er ist ein ziemlich entspannter Typ und hilft uns, wo er kann. Durch seine Zeit in Mexiko und Quito spricht er fließend spanisch und kenn außerdem ein Büro, das Touren organisiert. So haben wir mal eben eine 5-Tages Tour im Regenwald vergünstigt bekommen und für unseren freien Sonntag in Quito haben wir mal eben eine Cotopaxi-Tour gebucht. Alle haben uns, wegen unsere vollgepackten Zeitplans, für verrückt erklärt. Doch unser Motto lautet ab sofort, dass wir Ecuador während unseres Auffenthalts touristisch aussaugen müssen 🙂
Am nächsten Tag haben wir uns dann auf der Ladefläche eines Pickups zur Organic Farm am Rio Muchacho fahren lassen. Schon die Fahrt war ziemlich lässig. Dort wurden wir dann herumgeführt, haben uns handwerklich betätigt und schließlich aus Kakaobohnen Schokolade gemacht … also das war schon ein Highlight.
Am Abend war unsere Zeit an der Küste auch schon vorbei, und wir machen uns mit dem Nachtbus in Richtung Quito auf. Die Zeit an der Küste war wirklich toll und uns es schmerzt etwas, jetzt wieder nach Quito und in den Regenwald zurückzukehren.
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